Tuesday, 15 August 2017

Neuseeland: Zehn ganz persönliche Erkenntnisse.

Wo gibt es das noch: tagelang kein Handyempfang, kein Mensch in Sicht, nur dieser eine Weg. Wer in Neuseeland wandern geht, muss sich genau darauf einstellen. Nachdem ich drei Monate allein von Norden nach Süden gereist bin, ist mir so einiges klar geworden. Zahn ganz persönliche Erfahrungen sind hier festgehalten.




1. You are not alone.
Am Anfang hatte ich noch neidisch auf die Pärchen-Reisenden geblickt, die sämtliche Erinnerungen miteinander teilen können. Später genoss ich es immer mehr, ganz unabhängig meinen Weg durch Neuseelnd zu bahnen. Denn wirklich allein war ich nie. "If you are alone people will take care of you", hat ein Neuseeländer zu mir gesagt. Ich habe überall schnell nette Menschen kennengelernt, die mich jeweils ein Stück begleitet haben. Mit der Zeit wächst das Selbstvertrauen. Vor kurzem ging ich sogar eine dreitägige Wandertour allein an - aber auch auf diesem Weg traf ich in den Hütten andere freundliche Wanderer.
2. Wanderparadies
Da komme ich gleich zu Punkt zwei. Ich weiß nicht, warum Leute nach Neuseeland fahren, wenn sie nicht gern wandern. Ich habe noch keinen Ort gesehen, der eine bessere Infrastruktur dafür bietet. Es gibt etliche Wege und Hütten, die sehr gut ausgebaut sind. Selbst in einem 200 Seelendorf fand sich ein Informationszentrum zu den Touren in der freien Natur. Ein Traum!
3. Alles Schlechte auf der Insel
"Everything bad on this islnd was brought in my man", sagte ein alter Mann zu mir. Es ist unglaublich zu erleben, wie viel Schaden die Menschheit in Neuseeland angerichtet hat. Ratten und Possums wurden zum Beispiel auf die Inseln gebracht. Diese breiteten sich immens aus und fressen nun die Eier der heimische Vögel. Etliche Tierarten sind seit Neuseelands Besiedlung komplett ausgerottet. Es gibt viele Bemühungen, diese Schäden zu beheben. So ganz wird das wohl nie gelingen.
4. Was braucht man wirklich?
Auf jeden Fall weniger als man denkt. Ich würde nun nicht mein Leben lang aus dem Rucksack leben wollen. Aber es ist immer wieder sehr interessant zu sehen, was tatsächlich unverzichtbar in unserem Leben ist.

5. Schafsscheiße schaufeln
Auf meiner letzten Wwoofing -Farm erwartete mich folgender Job: Wir mussten durch einen engen Spalt kriechen, um unter den Schafsstall zu gelangen. Der Platz dort hat genau zum Hocken und Schaufeln gereicht. Es war eng, voll mit Köddeln und verdammt staubig. Der Farmer stand natürlich draußen beim Container. Ich war mit meiner weißen kurzen Hosen und den Flip-Flops ideal für diese Arbeit vorbereitet. Danach mussten wir den ganzen Mist noch um sämtliche Sträucher verteilen. Auf den Farmen gearbeitet zu haben, zählt trotzdem zu meinen wertvollsten Erlebnissen hier.

6. Unterwegs mit einem Nazi
Ich bin von Deutschland aus bis nach Tallinn und Marseille getrampt - jedoch immer zu zweit. Nachdem das Trampen auch in Neuseeland mit einer Freundin vortrefflich klappte, stellte ich mich allein an den Straßenrand. Nach zehn Minuten hielt ein schwarzes Auto an. Der Mann, ein etwa 45-jähriger Neuseeländer, war extra umgedreht, um mich mitzunehmen. Als ich ihm nun erzählte, dass ich Deutsche sei, strahlten seine Augen. Er gestikulierte den Hitlergruß. Ich war etwas perplex und sagte, dass das bei uns eine Straftat sei. Dann dämmerte es mir. Ich fragte ihn, ob er zum rechte Lager gehöre. "Let's say I prefer white than black", war seine Antwort. "So it's always exciting to meet someone from Germany." Nazis begegnen einem also nicht nur in Sachsen. Die Fahrt war zum Glück nach 20 Minuten vorbei.

7. Ich und mein Handy
 So ein Smartphone ist schon mega praktisch. Ein paar Menschen konnten mich damit fast täglich auf der Reise begleiten. Außerdem kann man Busse und Hostels buchen, Orte auf Karten nachschlagen. In manchen Hostels sieht das dann so us: Früh, mittags und abends - und zwischendurch - starren die Leute auf ihr Handy. Manche Hostels haben deshalb eine social time eingeführt. Zwischen 18 und 21 Uhr ist das W-Lan ausgeschaltet. Plötzlich reden die Leute wieder miteinander und spielen Spiele, mit echten Karten!
 
8. Eine neue Generation
Immer wieder sind mir Menschen begegnet, die nicht wie ich für ein paar Monate, sondern für unbestimmte Zeit reisen. Ein Jahr Neuseelnd, ein Jahr Australien und danach vielleicht nach Asien. Etliche haben ihren Job aufgegeben, weil er sie nicht erfüllt hat, und sind in die Welt gezogen. Sie träumen von tollen Erfahrungen und neuen Orten statt des schicken Eigenheims. Diese Leute sind zwar noch eine Minderheit, aber ihr Handeln verändert ganz sicher unsere Gesellschaft.
9. Deutsche Bewegung
Wer im Ausland nicht gern auf andere Deutsche trifft, hat es in Neuseeland schwer, ihnen aus dem Weg zu gehen. In fast jedem Hostel bin ich Deutschen über den Weg gelaufen. Oft sind es 18-Jährige, die ein Jahr lang nach dem Abi reisen.

10. Time to go home.
Mir habe drei Monate in Neuseeland zum Reisen gereicht. Natürlich könnte man noch mehr wandern, noch abgelegenere Gebiete entdecken. Aber es ist auch sehr schön, zu seinen Liebsten zurückzukehren, Musik zu spielen und in seinem Beruf zu arbeiten.

Mehr Neuseeland-Geschichten von mir unter
lookingthroughgoldenglasses.blogspot.de





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