Tuesday 15 August 2017

Nach Samenspende: Fohlen von Olympia-Hengst ist da

Bei einem Wettbewerb hat ein Meeraner Pferdezüchter vier Ampullen Sperma für seine Stute gewonnen. Jetzt sieht man das Resultat. 

 

Meerane. Auf einem Parkplatz klopfen fremde Menschen an seine Autoscheibe. Seine Frau wird beim Einkaufen darauf angesprochen. Daheim klingelt andauernd das Telefon. "Mit so einem Interesse hätte ich im Leben nicht gerechnet", sagt Martin Wild. Sie alle wollen wissen, wann das Fohlen des Meeraner Pferdezüchters geboren wird.


Denn bei dem Nachwuchs handelt es sich nicht um irgendein Jungtier. Sein Vater ist das Weltklassepferd For Pleasure (dt.: "zum Genuss"). Seines Zeichens zweifacher Olympiasieger. Das Pferd ist seit 2011 tot, aber es hat vor seinem Ableben noch einiges an Sperma hinterlassen. Wie die "Freie Presse" berichtete, hat Wild vor zwei Jahren mit einem seiner damaligen Fohlen Deutschlands wichtigsten Nachwuchswettbewerb in Lienen gewonnen. Sein Preis: vier Ampullen Sperma des erfolgreichen Springpferdes im Wert von 9500 Euro.

Damit bei der Befruchtung der Stute nichts schiefgeht, hat Martin Wild sie extra in eine Pferdeklinik in Mühlen bei Oldenburg gebracht. "Das kann man nicht bei einem beliebigen Tierarzt machen lassen", sagt der 65-Jährige. Stündlich wurde die Stute untersucht, um den Moment des Eisprungs ganz genau abzupassen. Beim ersten Versuch hat es sofort geklappt. Etwa elfeinhalb Monate später ist Wild stolzer Besitzer eines neuen Spitzen-Fohlens. Mittlerweile ist der braune Junghengst mit den langen Beinen und dem weißen Stern auf der Blesse drei Monate alt. Einen Namen hat er noch nicht.

Die ersten Interessenten haben dem Rentner bereits Kaufangebote unterbreitet. Ab 10.000 Euro wird über ein derart hochrangiges Fohlen verhandelt. Doch Wild verkauft nicht. Er will das Pferd in drei Jahren selbst zum Gewinner ausbilden.

Der gebürtige Meeraner züchtet seit Jahrzehnten Pferde. Seine Eltern hatten einen Hof in der Stadt. Als er zum ersten Mal auf einem Pferderücken saß, trug er noch Windeln. Früher schuftete er beim Straßenbau, in den freien Minuten stand er im Stall. Pferde sind bis heute sein Leben. Sechs Tiere hat er derzeit in einem Gestüt in der Nähe von Riesa untergebracht. Alle sind erfolgreich. "Ich habe ein Händchen für die Zucht", sagt er. Andere Züchter bitten ihn längst um Ratschläge. "Mein Traum ist, einmal eines meiner Pferde bei Olympia zu sehen", sagt Wild. Damit das klappt, steht schon die nächste Befruchtung an. Wieder mit dem Sperma eines Pferdes aus der Weltrangliste.

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