Zwei ältere Menschen verlieren ihr gesamtes Hab und Gut in den Flammen. Anstatt aufzugeben, bauen sie ihr Leben Stück für Stück mit den eigenen Händen wieder auf.
Meerane. Das Gartentor geht auf. Heinz Wemme trägt einen Helm und fährt mit seinem Quad auf den Hof. Im Anhänger ist eine Leiter festgeschnallt. "Sonst komme ich nicht an das Dach heran", sagt der 82-Jährige. Sekunden später sucht er Säge, Akku-Schrauber und Holzbretter zusammen. Der Rentner hat an diesem sonnigen Tag noch viel vor.
Auf den ersten Blick deutet nichts mehr daraufhin, dass er und seine Frau vor drei Monaten ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. Das kleine Wohnhaus ist damals komplett ausgebrannt, als Heinz Wemme das Dach seines Carports reparierte. Die Kriminalpolizei ermittelt immer noch die Brandursache. Vermutlich wurden die Flammen durch einen Funken des Gasbrenners entfacht. Alles lag in Schutt und Asche.
Doch bereits eine Woche nach dem verheerenden Brand machten sich Gisela und Heinz Wemme daran, das Grundstück aufzuräumen. Etliche Menschen, darunter auch viele befreundete Asylbewerber, halfen dem Ehepaar, die verkohlten Gegenstände und Brandreste in einen Container zu laden. Heute ist auf dem Hof nichts Verrußtes mehr zu sehen. Blumen sprießen in den Pflanzenkästen, die Hecke färbt sich allmählich wieder grün. Das leerstehende Haus hat zur Straßenseite einen neuen Anstrich bekommen und leuchtet nun in Orangefarben. Ein kleiner Schuppen ist mit einer neuen Sitzecke errichtet worden. Auch das zerstörte Carport hat Heinz Wemme mit einer neuen Holzkonstruktion instand gesetzt.
All das haben die 82-jährigen Rentner mit den eigenen Händen und der Hilfe von Freunden geschafft. Früher hat Heinz Wemme als Zimmermann gearbeitet. Diese Fähigkeiten kommen ihm heute ganz besonders zugute. "Ich stehe morgens um sechs Uhr auf, und dann geht es los", sagt der ältere Mann. An neuen Bauprojekten und vor allem Ideen mangelt es nicht: Das Dach des Gartenhauses muss abgedeckt, die Hecke zurechtgeschnitten und der Strom neu verlegt werden. Da das Wohnhaus unbewohnbar ist, hat es sich das Paar in dem Gartenhaus gemütlich gemacht. Ob sie auch im Winter dort wohnen können, wissen sie nicht. Das kommt darauf an, ob es möglich sein wird, das Holzhaus beheizen zu können. Eine Alternative, wo sie unterkommen könnten, haben die Wemmes im Moment nicht.
Fragt man die beiden, woher sie die Kraft nehmen, all das wieder aufzubauen, diesen starken Lebenmut, lächeln beide. "Mein Mann steckte schon immer voller Energie", sagt Gisela Wemme. Und dieser pflichtet ihr bei: "Es muss ja irgendwie weitergehen." Keine Zeit für Trübsal, aber viel Motivation treibt das Ehepaar Tag für Tag an. Sie wünschen sich, dass sie genauso wie im vergangenen Jahr die lauen Sommerabende im Garten mit Freunden verbringen können. Und sie sind überzeugt, dass das auch klappen wird.
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