Tuesday 2 September 2014

Vegane Ernährung boomt

Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier. Nun entdeckt auch der Handel diese lukrative Zielgruppe und lässt das Geschäft weiter wachsen.

Zwei Scheiben Brot, eine Scheibe Käse dazwischen - fertig ist die kleine Mahlzeit für unterwegs. Es handelt sich aber nicht um löchrigen Tilsiter, mit dem Ute Hehn ihre Brote belegt, sondern um ein veganes Ersatzprodukt. "Es schmeckt schon anders als echter Käse", sagt die 31-Jährige. Für Ute Hehn ist das aber auch nicht wichtig: Seit zwei Jahren sind neben Fleisch auch Milch, Käse und Joghurt von ihrem Speiseplan verschwunden.

Das Geschäft mit veganen Produkten boomt. 2012 stieg der Umsatz dieser Lebensmittel um mehr als 19 Prozent auf rund 232 Millionen Euro. Diesen Wert ermittelte das Marktforschungsunternehmen Biovista. Der Trend setzt sich fort: Der Umsatz von Soja-, Reis- und Hafermilch ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um rund 33 Prozent gestiegen. Auch Tofu verzeichnet eine Steigerung von über 20 Prozent. Trotzdem fristet vegane Ernährung noch ein Nischendasein. Zum Vergleich: Der Gesamtlebensmittelumsatz liegt laut dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels bei mehr als 100 Milliarden Euro. Jedoch greifen immer mehr Menschen zu veganen Produkten. Der Vegetarierbund Deutschland geht davon aus, dass sich rund 7 Millionen Menschen in Deutschland vegetarisch und 1,2 Millionen vegan ernähren.

Ernährung wird bereichert
 
Ute Hehn lebt mit ihrer Familie in Chemnitz. Viele Lebensmittel kauft sie in dem veganen Laden in der Würzburger Straße ein. Dort findet sie vegane Produkte, die gleichzeitig bio sind. "Das ist meine Art zu zeigen, dass wir in dieser Gesellschaft nicht fair mit Tieren umgehen", sagt Hehn. Seitdem sie 17 Jahre alt ist, verzichtet sie auf Fleisch. Später kam sie zu dem Schluss, dass sie generell keine Produkte von Tieren mehr essen möchte. "Für mich ist das kein Verzicht, sondern einfach eine andere Einstellung zum Essen", sagt Hehn. Im Gegenteil: Vegane Ernährung ist für ihre Familie eine Bereicherung, weil sie viele Gerichte ausprobiert und kreativ tierische Produkte ersetzt. Ute Hehn freut sich, dass der Handel mit immer mehr Variation vegane Lebensmittel anbietet. Denn auch herkömmliche Supermärkte erweitern ihr Sortiment. "Generell beobachten wir in den vergangenen Jahren eine stetig wachsende Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten", sagt Gernot Kasel, Sprecher der Supermarktkette Edeka. Dieser Trend sei besonders stark in städtischen Regionen zu beobachten. In Leipzig soll in diesem Monat noch die vegane Supermarktkette Veganz eine Filiale eröffnen. In Berlin, Frankfurt am Main und Hamburg gibt es bereits Läden dieses Unternehmens. In Dresden bieten zwei Restaurants ausschließlich vegane Menus an. Auch die Anzahl der Bio-Fachhandel in Deutschland steigt stetig.

Mangelhafte Etiketten
 
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat 20 vegane Lebensmittel getestet. Darunter waren vor allem Tofuwürstchen, Käsealternativen und Sojagetränke. Wenn tierische Produkte nachgeahmt werden, müssen oft mehr Zusatzstoffe oder Aromen verwendet werden. "Häufig enthalten vegane Produkte zu viel Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz", sagt Silvia Melde, Ernährungsberaterin der Verbraucherzentrale in Sachsen. Sie kritisiert, dass Nährwertangaben auf vielen Produkten lückenhaft sind. Die vollständige Angabe wird ab 2016 Pflicht.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass es kein einheitliches staatliches Label für vegane und vegetarische Lebensmittel gibt. "Die Hersteller kreieren teilweise ihr eigenes Logo mit eigenen Richtlinien, was die Kennzeichnung sehr unübersichtlich macht," sagt Melde. Sie ermutigt Verbraucher, direkt beim Hersteller nachzufragen, wenn Informationen zu den Produkten fehlen. Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Datenerfassung: Manche Händler deklarieren Produkte ihres Sortiments als vegan, die nicht speziell für eine vegane Ernährung produziert wurden. Wasser ist beispielsweise vegan, sollte aber nicht dazu-gezählt werden. Auch für eine verbesserte Marktforschung wäre ein einheitliches Label von Vorteil.

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