Tuesday 2 September 2014

Sprachassistenz in Sachsen


Über den Sprachassistenten freuen sich nicht nur die Lehrer des Agricola-Gymnasiums in Glauchau. Vor allem die Schüler genießen den aufgepeppten Französischunterricht. 

Hugo Flotat-Talon hat ein Jahr lang Französisch unterrichtet. Fotos: Hugo Flotat-Talon

Alle Worte, die vor der Klasse über seine Lippen gehen, sind auf Französisch. Hugo Flotat-Talon redet über Deutschland und Frankreich, über die Annäherung nach dem Zweiten Weltkrieg und den Austausch, der noch immer gefördert wird. Verstehen die Schüler etwas nicht, schreibt der Franzose die Vokabel an die Tafel. Seit Oktober ist er ein Sprachassistent im Georgius-Agricola-Gymnasium in Glauchau.


"Er bringt frischen Wind in den Unterricht", sind sich die Schüler des Französischleistungskurses einig. "Außerdem können wir uns so besser auf die Prüfungen im April vorbereiten", fügt ein Mädchen hinzu. Der Sprachassistent unterstützt die Lehrer, ersetzt sie aber nicht.
"In den ersten Wochen war ich überrascht, wie freundlich Lehrer und Schüler in Deutschland miteinander umgehen", sagt Hugo Flotat-Talon. In Frankreich sei das Verhältnis distanzierter. Gebürtig stammt der Franzose aus der Stadt Belfort nahe der Schweizer Grenze. In Tours studiert der 20-Jährige Journalismus. Für das Auslandsjahr in Deutschland hat er sich freiwillig entschieden. Dass er in Glauchau gelandet ist, war Zufall.
"Jedes Jahr engagieren sich rund 1100 Studierende aus dem Ausland an Schulen in Deutschland", berichtet der Pädagogische Austauschdienst. Die meisten Assistenten kommen aus Großbritannien. An zweiter Stelle steht Frankreich.

Sprachassistenten in der Region
 
In diesem Schuljahr gibt es 15 Fremdsprachenassistenten in Westsachsen. Im vergangenen Jahr waren es neun. Die Schulen müssen sich bei der Sächsischen Bildungsagentur um die Assistenten bewerben. Junge Menschen aus Russland, England, Irland und den USA unterrichteten schon im Georgius-Agricola-Gymnasium. "Wir sind sehr interessiert, auch im nächsten Schuljahr wieder einen Sprachassistenten bei uns zu haben", erzählt die Schulleiterin Christine Kästner.
Nach der Sprachassistenz studiert er wieder in Tours Journalismus.
"Ein Sprachassistent ist eine unglaubliche Bereicherung für den Unterricht", sagt Antje Fritzsche begeistert. Die Französischlehrerin stimmt sich mit ihren drei Kollegen ab, in welcher Stunde Hugo Flotat-Talon gebraucht wird. Rund 12 Stunden pro Woche verbringt er im Klassenraum. "Hugo ist sehr flexibel und allgemeingebildet", betont Fritzsche. "Die Schüler nehmen ihn gut an." Oft ist die Lehrerin überrascht, wie viel die Schüler verstehen. Grammatik können die Lehrer besser erklären. Aber ein Sprachassistent korrigiert die Aussprache, trainiert das Verstehen und regt die Schüler zum Sprechen an. Dadurch, dass die Assistenten oft jung sind, liegen ihre Interessen näher bei den Schülern.
Hugo Flotat-Talon zeigt eine Karikatur von einem deutschen und einem französischen Huhn. Sie interessieren sich nicht für einander. Vor ihnen sitzt ein Küken mit dem Schild "World War III".

Deutschland und Frankreich
 
"Das Bild verdeutlicht die Gefahren, die entstehen können, wenn beide Länder nicht an ihrer Beziehung arbeiten", kommentiert der 20-jährige Franzose. "Das sind Gefahren für ganz Europa", ergänzt Fritzsche. Es entsteht ein Wechselspiel zwischen Lehrerin und Sprachassistenten.
Die Gymnasiasten in Glauchau haben die Möglichkeit, ihre Sprachfähigkeiten mit einem Muttersprachler zu üben. So entsteht vielleicht auch bei ihnen die Lust, eine Zeit lang in Frankreich zu leben.

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