Die Zwickauer Künstlerin Elisabeth Decker hat sich die derzeitige Ausstellung „Desperate Housewives“ in den Kunstsammlungen angeschaut. Sie sagt, heute sei vieles einfacher als vor 60 Jahren. Hausarbeit ist trotzdem immer noch überwiegend Frauensache.
Zwickau. Das Seifenwasser läuft ihr über das Gesicht. Nach und nach verwischt die Schminke an ihren Augen. Der Frauenkopf wird in der Waschmaschine samt der dreckigen Wäsche durchgeschleudert. Elisabeth Decker beugt sich nach unten und betrachtet die Videoprojektion im Bullauge der Maschine. „So leicht wie heute war es früher nicht“, sagt die 84-jährige Zwickauerin.
Die Installation von Anna Anders ist in der aktuellen Ausstellung „Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf“ in den Zwickauer Kunstsammlungen aufgebaut. 29 Künstlerinnen haben sich darin mit der Hausarbeit, der Rollenverteilung und den Anforderungen an die Frau auseinandergesetzt. Elisabeth Decker ist ebenfalls eine Künstlerin. In der Ausstellung bleibt sie vor Vitrinen mit Saucieren und Miniaturschränken stehen. Die Gegenstände erinnern sie an ihre eigenen Anfänge im Haushalten. 1952 heiratete die damals 21-Jährige und zog mit ihrem Mann in ihre erste Wohnung. Waschmaschine, Spülmaschine, Staubsauber, Elektroherd: All das gab es nicht. Die junge Frau wusch die Wäsche in einer Badewanne mit der Hand. Im Winter war es im Wohnzimmer so kalt, dass Eis auf den Dielen lag. Der Gasherd stand auf einem Gartentisch. Hausarbeit war ein Knochenjob.
„Ich hatte Glück, dass mir mein Mann immer geholfen hat“, sagt Decker. Denn sie war nie eine reine Hausfrau. Morgens ging sie in die Schule und unterrichtete Kindern Kunst. Nachmittags wurde sie selbst unterrichtet, um Lehrerin zu werden. Abends büffelte sie für die Prüfungen. Und dann sollte auch noch Zeit für ihre wahre Leidenschaft bleiben: die Malerei.
Bestimmte Arbeiten im Haushalt sind mit der technischen Entwicklung leichter geworden. Es ist jedoch diese Mehrfachbelastung, die Elisabeth Decker schon vor 60 Jahren erlebt hat und die Frauen auch heute noch erfahren. Die klassische Hausfrau, die sich ausschließlich um die Kinder und das Haus kümmert, scheint es zumindest in den neuen Bundesländern nur noch selten zu geben. Dennoch wird das Gros der Hausarbeit immer noch von Frauen verrichtet. Laut Bundeszentrale für politische Bildung arbeiten Frauen 29,5 Stunden pro Woche unbezahlt. Bei Männern sind es 19,5 Stunden. Dazu zählt Essen kochen, putzen und die Kinder betreuen. Laut einem Familienbericht der Bundesregierung bleibt auch die Pflege von Angehörigen zu 80 Prozent an Frauen hängen. Sie verrichten zudem die meisten schlecht bezahlten Jobs.
„Feminismus ist keine Frage des Glaubens, sondern eine Antwort auf Statistiken“, sagt die Journalistin Ingrid Kolb. Aber auch das Verständnis von Feminismus hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. In den 1970er- und 80er-Jahren kämpften feministische Künstlerinnen noch sehr provokativ für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. „Heute setzen sie sich eher auf eine witzige und ironische Weise mit dem Thema auseinander“, sagt Martina Padberg, eine der beiden Kuratorinnen der Ausstellung in Zwickau. So zeigen die Künstlerinnen zum Beispiel eine überdimensionierte Küchenreiben, die zugleich als Umkleide dient.
Dass der Feminismus in alten Rollenbildern stecken geblieben ist, kritisiert die Londoner Dozentin für Philosophie Nina Power. In ihrem Werk „Die eindimensionale Frau“ führt sie auf, dass sich die weibliche Emanzipation allein auf den Konsum beschränke. Viele Feministinnen von heute würden politische Forderungen völlig ausblenden. Die britische Autorin Laurie Penny stellte fest, dass die Konsumgesellschaft, den weiblichen Körper immer noch als Projektionsfläche missbrauche. In „Desperate Housewives“ wird das an den Arbeiten von Jutta Burkhardt deutlich. Sie zeigt eine Frau, die in sexy Unterwäsche Fenster putzt.
Elisabeth Decker steht unter einem beleuchteten Vogelkäfig. Die Schatten der Gitterstäbe durchdringen den abgegrenzten Raum. Wie in einem Gefängnis habe sich der Haushalt nie für die 84-Jährige angefühlt. Sie weiß aber auch, dass es vielen anders ergangen ist und heute immer noch so ergeht.
Frauen arbeiten also 10 Stunden mehr "unbezahlt" in der Woche als Männer. Ist ja putzig. Wie sollte das denn der Bundeszentrale für politische Mißbildung nach richtigerweise aussehen? Dass dem Mann nach gegenseitiger Aufrechnung der geleisteten "unbezahlten" Arbeitsstunden eine Rechnung geschrieben wird? Muss die dann per Einschreiben verschickt werden oder kann die auch vor der verriegelten Schlafzimmertüt abgelegt werden?
ReplyDeleteVerstehe nicht, warum diese überbezahlten Ideologen-Lesben in diesem Verein so zaghaft sind. Statt solchem Gemecker könnten sie doch lieber gleich den bösen, bösen Männern die Penise abschneiden. Man redet ja hierzulande auch ständig von Nachhaltigkeit.
Gruß
Tommi
Schöne Geschichte! Und die Ausstellung hätte ich gerne gesehen.
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