Ein Sternmarsch asylkritischer und -feindlicher Gruppen aus der ganzen Region ist am Samstag durch Zwickau gezogen. Viele Teilnehmer zeigten offen ihre rechte Gesinnung. Eine Kunstaktion gegen den Marsch wurde vorher zerstört.
Von Konrad Rüdiger, Frank Dörfelt und Tanja GoldbecherZwickau. Quer über den ganzen Hauptmarkt standen Worte wie Menschlichkeit, Zukunft, Toleranz und Würde. Es war eine kleine Gruppe von Zwickauern, die sie am frühen Samstagmorgen mit Kreide auf die Steine gemalt hatte. Später am Nachmittag sollte damit verbildlicht werden, wie die Demonstranten des 1. Zwickauer Sternmarsches diese Werte mit Füßen treten.
Die Kontrahenten hatten jedoch eine Antwort. Aus Kleintransportern verteilten Menschen Wasser über den Platz und schrubbten die bunten Wörter vom Boden. Als sich gegen 17 Uhr nach Polizeiangaben rund 3000 Demonstranten auf dem Hauptmarkt versammelten, war von der Aktion jede Spur verschwunden.
Dafür tauchten andere Symbole in der Stadt auf: Fahnen der neurechten, für eine Abgrenzung der Kulturen streitenden Bewegung der Identitären wurden gezeigt. Die von Pegida und rechtsextremistischen Gruppen genutzte Wirmer-Flagge (schwarz-gelbes Kreuz auf rotem Untergrund) flatterte im Wind, Kleidung von Neonazi-Marken war zu sehen. Der Kreisvorsitzende der NPD, Patrick Gentsch, befand sich mittendrin. Ein Teilnehmer des Sternmarsches rief am Alten Steinweg einem in einem Auto sitzenden Polizisten "Sieg Heil" entgegen und zeigte einen Hitlergruß. Ordner stellten den jungen Mann zur Rede, er durfte weiter mitdemonstrieren.
Organisiert hatten die Demon- stration, zu der auch Familien mit Kindern gekommen waren, das Bürgerforum Sachsen und das Bürgerforum Zwickau. Auf dem zentralen Versammlungsplatz hielt der Chefredakteur des rechtspopulistischen "Compact"-Magazins, Jürgen Elsässer, eine Ansprache, in der er erwartungsgemäß unter anderem zum Sturz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufrief und einen Drei-Stufen-Plan dazu umriss. Überraschend: Das Rathaus blieb während der Kundgebung beleuchtet. Ein Organisator der Gegenkundgebung hatte Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) vorgeschlagen, die Lichter auszuschalten, und war offenbar davon ausgegangen, dass dies auch so geschehen werde.
Eine reichliche Stunde vor Beginn des Sternmarsches versammelten sich auf dem Schumannplatz laut Polizei etwa 160 Gegendemon- stranten. Die Veranstalter hatten sich mehr Teilnehmer erhofft. Viele Menschen seien jedoch nicht gekommen, weil sie berechtigte Angst hätten, sich offen zu zeigen, versuchte der Linken-Politiker Uwe Adamczyk eine Erklärung. Die Veranstaltung wurde mit einer Schweigeminute für die Opfer rechter Gewalt und für die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge eröffnet. Der Chef der sächsischen Grünen, Jürgen Kasek, rief dazu auf, sich für ein weltoffenes und tolerantes Sachsen einzusetzen, in dem Rassismus und Gewalt keine Chance haben. "Angst ist keine Rechtfertigung für Rassismus", sagte er. Mit Plakaten machten sie auf die Situation der geflüchteten Menschen aufmerksam. Neben regionalen TV-Sendern war auch ein Team des holländischen Fernsehens vor Ort.
Zu einer Rangelei kam es kurz vor Beginn der Kundgebung auf dem Hauptmarkt. Nach Polizeiangaben hatten "etwa 30 Personen des linken Spektrums" versucht, auf den Hauptmarkt zu gelangen. Die Beamten hätten sie allerdings auf die Hauptstraße zurückgedrängt. Der Einsatz wurde aus dem Lager des Sternmarsches mit dem Ruf "Schießbefehl" kommentiert. Insgesamt war die Polizei mit 115 Mann im Einsatz. Die Zwickauer Beamten wurden von der Bereitschaftspolizei unterstützt. Während des Einsatzes sei es zu keinen größeren Zwischenfällen gekommen, so die Polizei.
Und welcher Teil des Artikels ist von Dir?
ReplyDeleteGruß
Tommi
Pfllegst Du Deinen Blog gar nicht mehr?
ReplyDeleteWie hat Die denn das Schülergespräch zum Thema gefallen?
Gruß
Tommi