Ein iranischer Journalist hofft seit fast drei Jahren darauf, dass ihm Asyl in Deutschland gewährt wird. Unterdessen findet er Halt in einer Zwickauer Kirchgemeinde.
Zwickau. Jeden Morgen, wenn Saman Jafari seinen Briefkasten öffnet, ist da wieder dieses Gefühl. Die Hoffnung, dass ein Brief für ihn gekommen ist, vermischt sich mit der Angst, dass die Antwort negativ sein könnte. Seit drei Jahren wartet der iranische Journalist darauf, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ihm Asyl in Deutschland gewährt.
Als Saman Jafari in Teheran zum ersten Mal in seinem Leben in ein Flugzeug steigt, reist er im April 2013 unter falschem Namen nach Hamburg. Die rund 8000 Euro, die er für die illegale Einreise brauchte, hatte der 28-Jährige als Journalist im Iran verdient. Nach seinem Studium baute er an der Regierung vorbei einen Radiosender und eine Druckerei auf. Jafari wollte seine Mitbürger über ihre Rechte aufklären, ihnen zeigen, wie sie einen Computer benutzen und wie sie im Internet nach anderen Nachrichtenquellen suchen können. "Ich habe nicht gewusst, dass ich irgendetwas falsch mache", sagt der Iraner.
Noch während seines Studiums muss er wegen dieser Aufklärungskurse für drei Monate ins Gefängnis. Eine Zeit, an die er sich heute nicht mehr erinnern möchte. Als ihn seine Eltern ein paar Jahre später anrufen, weil die Polizei zu diesem Zeitpunkt das Haus durchsucht, ergreift Saman Jafari die Flucht. Sein Onkel baut den Kontakt zu einem Schleuser auf. Jafari lässt seine Heimat, seine Familie, seine Freunde und seine Arbeit hinter sich zurück. "Ich hatte alles, und jetzt habe ich alles verloren", sagt der Journalist.
Niemand habe ihn gezwungen, sein Land zu verlassen. Für ihn war es vielmehr eine Frage des Überlebens. Mehrere Monate verbringt er in Flüchtlingsunterkünften in Chemnitz und in Werdau. "Dort war es wie auf einem Schlachtfeld", berichtet er. Die vielen Streitereien zwischen den Asylbewerbern hält der junge Mann kaum aus. Mit der Hilfe des Berliner Vereins Reporter ohne Grenzen gelingt es ihm, in eine Wohnung in Zwickau zu ziehen.
Die Organisation hat vorher überprüft, ob Jafari tatsächlich ein Journalist ist. Dann setzte sie sich mit dem Bamf in Verbindung. "Generell haben Journalisten ganz gute Chancen, Asyl zu bekommen", sagt Jens-Uwe Thomas vom Referat für Nothilfe. Allerdings würde das Bundesamt manche Asylbewerber einfach vergessen. Das könnte auch bei Saman Jafari der Fall sein. Laut Thomas besteht für den 28-Jährigen die Möglichkeit, gegen die Behörde nun eine Untätigkeitsklage einzureichen. Reporter ohne Grenzen vermittelt dafür Anwälte und hilft Journalisten, auch im Exil zu arbeiten.
Jafari hat vor Kurzem an einem Workshop des Vereins in Berlin teilgenommen. Er arbeitet außerdem mit der iranischen Opposition zusammen und hat dieses Jahr eine Fotoausstellung im Zwickauer Rathaus organisiert. Und trotzdem: Das Warten auf seinen Asylantrag, die erfolglose Suche nach Arbeit und die große Entfernung zu seiner neuen Freundin, die jetzt in Kanada studiert, zermürben ihn innerlich. "Das Internet hat mich schon fast vergessen", sagt Jarafi. Das kommt ihm wie das Ende seiner Karriere vor.
In Deutschland fühlt er sich oft unverstanden. Er hat den Eindruck, dass einige Menschen erwarten, Asylbewerber müssten arm sein. Jafari ist es leid, ihnen zu erklären, warum er ein Smartphone oder einen Computer für seine journalistische Arbeit braucht. "Sind sie denn glücklicher, wenn ich nichts habe?" fragt er sich.
Er hat zwar nicht danach gesucht, nun aber doch Halt in einer Gemeinschaft gefunden. Als Jafari das erste Mal die Lutherkirchgemeinde besucht, nutzt er die Gelegenheit, wieder Klavier zu spielen. Obwohl er in einer muslimischen Familie aufgewachsen ist, fand er nie große Berührungspunkte mit den Religionen. Das änderte sich in Zwickau. "Hoffnung ist das Beste, was mir das Christentum gegeben hat", sagt Saman Jafari. Vor einem Jahr ließ er sich taufen.
Jeden Tag arbeitet der Journalist im Büro der Kirchgemeinde. Er hilft Pfarrer Jens Buschbeck, die Internetseite zu aktualisieren, engagiert sich bei der Kleiderkammer und übersetzt Auszüge aus der Bibel. Wenn man ihn fragt, was sein Plan für die Zukunft ist, was er sich wünscht, sagt Saman Jafari, dass er das nicht beantworten kann. "Ich kann ja nicht mal die nächsten Stunden oder kommenden Tage voraussagen." Morgen Früh wird er wieder den Briefkasten öffnen, voller Hoffnung und zugleich voller Angst.
Hast du meinen Kommentar gelöscht oder hab ich bei der Bot-Prüfung was verhauen?
ReplyDeleteGruß
Tommi
Hey, ich habe nichts gelöscht ...
ReplyDeleteSuper!
ReplyDeleteMich interessiert, welche ausländischen NGOs ihn zu seiner, nennen wir es mal Aufklärungsarbeit, motiviert haben.
Gruß und schöne Woche
Tommi
Hi Tommi,
ReplyDeletedas kann ich dir gar nicht sagen, aber ich stelle gern den Kontakt zu ihm her, wenn du mir deine Mail-Adresse zukommen lässt. Gruß!
Das wäre natürlich genial. Gibts hier irgendwo eine e-mail-Funktion? Finde nichts oder bin mit Blindheit geschlagen.
ReplyDeleteDanke und Gruß
Tommi
Die Funktion sehe ich auch nicht... also: tanjagoldbecher (at) hotmail.com.
ReplyDeleteGrüße,
ReplyDeletewie vereinbart hier meine Nummer:
01578/4916750 (abends am besten erreichbar).
Schönen Sonntag!
Tommi