Hospizhelferin Carmen Sehm, Foto: T. Goldbecher |
Carmen Sehm ist eine von fünf ehrenamtlichen Helfern aus Mittelsachsen, die sich beim Chemnitzer Kinderhospizdienst engagieren.
Langsam trieben die bunten Schiffchen den Bach hinunter. Carmen Sehm hatte sie gemeinsam mit ihrem Schützling gefaltet. Spontan sei ihnen die Idee gekommen, Wünsche auf das Buntpapier zu schreiben. "Ich wünsche mir, dass Vati keine Schmerzen mehr hat", stand auf einem der Schiffchen.
Seit einem Jahr ist Carmen Sehm aus Flöha eine ehrenamtliche Helferin in dem Chemnitzer
Kinderhospizdienst "Schmetterling". Die erste Familie, die sie seitdem betreut, muss ein doppeltes Leid ertragen. Bei dem sechsjährigen Sohn der Familie wurde eine Krebserkrankung diagnostiziert. Gleichzeitig litt der Vater an Krebs. Die Mutter meldete sich bei dem Hospizdienst. Seitdem besuchen zwei Helferinnen alle zwei Wochen die Familie. "Wir sind da, um die Kinder aus dem Alltag rauszuholen", sagt Sehm. Sie gehen spazieren, schlendern über den Weihnachtsmarkt oder basteln.
Schon während ihrer Schulzeit wusste Carmen Sehm, dass sie mit Kindern arbeiten möchte. So absolvierte sie zwar eine Ausbildung als Verkäuferin, wechselte dann aber als Erziehungshelferin in einen Kindergarten. Heute betreut sie Schüler in der Oberschule Flöha-Plaue - und kann sich keine schönere Arbeit vorstellen. Vor ein paar Jahren betreute sie dort einen Jungen mit einer Krebserkrankung. Die 49-Jährige wollte sich daraufhin auch außerhalb ihres Berufes um erkrankte Kinder kümmern. "Kinder wollen leben und haben noch Wünsche", sagt Sehm. Warum sie sich so sehr für Kinder einsetzt, kann Sehm selbst nicht in Worte fassen.
Koordinatorin Jana Hering, Foto: T. Goldbecher |
Sehm hat mit der Familie, die sie betreut, Höhen und Tiefen erlebt. Zu den Höhepunkten gehört, dass es dem Sohn zurzeit besser geht. Einen Tiefpunkt erlebte sie, als der Vater kurz vor Weihnachten verstarb. Tränen steigen ihr in die Augen, als sie von der Beerdigung berichtet. Als die Stimmung auf dem Friedhof zu bedrückend wurde, hat sie mit den Kindern der Familie einen Spaziergang gemacht. Sie spürt die Dankbarkeit der Mutter, der Großeltern und der Kinder. Auf ihrem langen Nachhauseweg, eineinhalb Stunden bis nach Flöha, denkt sie über die Besuche nach und schaltet ab, "um für zu Hause fit zu sein". Sie fühlt sich durch das Leid der Familie nicht niedergeschlagen - im Gegenteil, sie zieht Kraft aus ihrem Engagement. Mit ihren beiden erwachsenen Söhnen spricht sie über ihre Erlebnisse: "Ich habe noch nie so intensiv Zeit mit meiner Familie verbracht."
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