Monday 8 June 2015

Am Stammtisch Sprachen lernen

Einmal im Monat findet im Club der Kulturen ein internationales Sprachtreffen statt. Hier begegnen sich ausländische und deutsche Studenten. Aber auch alle anderen Chemnitzer sind willkommen.

Chemnitz. Ein weißer Klebezettel haftet an seinem T-Shirt. Mit einem Filzstift hat Lifan Yong die beiden Wörter Englisch und Chinesisch darauf geschrieben. Es sind die beiden Sprachen, die der Chinese beherrscht und die er an diesem Abend mit anderen sprechen möchte. Mit einem Bier in der Hand nimmt Yong an einem runden Holztisch Platz, auf dem das Papierschild "English" steht. Jetzt sitzen ihm ein Brite und ein Inder gegenüber. Lifan Yong stellt sich ihnen vor - auf Englisch.

Dass sich diese drei Menschen an einem Mittwochabend begegnen, haben Nina Urbanowitsch und Conny Wünsch erreicht. Die beiden Studentinnen haben sich vor zwei Jahren kennengelernt und hatten beide dieselbe Idee. Sie wollten einen internationalen Sprachstammtisch gründen. Der Studentenklub der TU Chemnitz war leicht von dem Projekt zu begeistern. Deshalb kommen nun etwa 40 Menschen einmal im Monat, außer in den Semesterferien, für einen Sprachabend im Club der Kulturen zusammen. Jedes Mal bilden sich kleinere Gruppen, die sich auf eine Sprache konzentrieren und diese sprechen. Deutsch, Englisch und Spanisch sind am meisten vertreten. Aber auch Französisch, Russisch und Arabisch wurden schon geübt. Teilnehmen kann daran jeder, der eine Sprache lernen oder seine Muttersprache anderen beibringen will.

Lifan Yong lehnt sich zurück und nimmt einen Schluck von seinem Bier. Das Getränk hat der Chinese in dem halben Jahr, das er in Chemnitz ist, neben der Currywurst als deutsche Spezialität kennengelernt. "Es ist wichtig, Deutsch zu lernen", sagt der 24-Jährige. Da er seinen Master der Informations- und Kommunikationssysteme allerdings komplett auf Englisch absolviert, konzentriert er sich im Moment mehr auf diese Sprache. Darum nimmt er nun zum ersten Mal an dem Sprachtreffen teil. "Ich möchte einfach ein bisschen Englisch sprechen", sagt er. In der Schule habe der 24-Jährige lediglich Fachwörter, aber keine Umgangssprache gelernt. Er will den Abend aber auch nutzen, um neue Leute in der Stadt kennenzulernen.
Während der Englischtisch eher dünn besetzt ist, sieht es am Deutschtisch ganz anders aus. Spanier, Italiener, Iraner, Franzosen und Russen sitzen dort dicht gedrängt auf den Polstermöbeln. Unter ihnen ist auch Iva Vlkova. "Ich spreche Tschechisch, Englisch und ein bisschen Deutsch", sagt die Studentin. Sie ist erst vor einem Monat nach Chemnitz gekommen, um Print- und Medientechnologie zu studieren. Auch ihre Studiensprache ist Englisch. "Es ist gut, dass ich heute wieder etwas Deutsch sprechen kann", sagt die Tschechin.

"Leider kommen oft nicht so viele Deutsche zu den Treffen", sagt Nina Urbanowitsch. Dafür umso mehr Menschen aus ganz verschiedenen Ländern. Die Organisatorin stammt ursprünglich aus Russland. Im Alter von fünf Jahren ist sie nach Deutschland gekommen und hat in Stuttgart, Berlin und Halle gelebt. Die sachsen-anhaltinische Stadt hat dabei einen besonderen Eindruck auf die 27-jährige Studentin hinterlassen. "In Halle gibt es eine sehr ausgeprägte Stammtischkultur", sagt Urbanowitsch. Dort habe es jede Woche Treffen mit über 100 Teilnehmern gegeben. "Ich habe viele Freundschaften über die Sprachtreffen geknüpft", sagt sie. Die Sprachabende in Chemnitz seien zwar kleiner als die in Halle. Dafür würden in Chemnitz jeden Monat immer wieder neue Menschen auftauchen und die Treffen prägen. Sie wünscht sich, dass sich noch mehr Einheimische mit den internationalen Studenten vernetzen. Eine Gelegenheit dafür will sie auch in Zukunft jeden Monat bieten.

1 comment:

  1. Ich habe mich jetzt entschlossen in einer Sprachschule Spanisch zu lernen. Ich freue mich schon auf die wöchentlichen Kurse.

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