Eine Frau als DJ ist immer noch ziemlich selten. Doch spätestens, wenn Isabell Kühnreich als DJane Fuxia den Regler hochdreht, ist das vollkommen egal. Was zählt, ist der Beat.
Von Tanja GoldbecherZwickau. Tief und etwas dumpf scheppern die ersten Bässe durch die Zwickauer Moccabar. Isabell Kühnreich alias DJane Fuxia dreht den Regler auf dem Mischpult hoch, jetzt nimmt der Beat Fahrt auf. Kühnreich wippt mit dem Kopf, ihre roten Fingernägel zeichnen sich auf der Schallplatte ab. Kurz vor dem Höhepunkt setzt die Melodie aus - ein Herzschlag - und schon dröhnt die Musik wieder aus dem Lautsprecher. Kühnreich nimmt die Kopfhörer ab. "Jetzt rollt der Techno", sagt sie mit einem Lächeln.
Die Zwickauerin legt seit vier Jahren in Clubs auf. Frauen sind in der Branche generell relativ selten vertreten. Eine Stichprobe: Wenn man "DJs in Deutschland" im Internet sucht, tauchen alle möglichen Namen auf: Felix Jaehn, Sven Väth, Alle Farben und Boys Noize. Musikgrößen wie Ellen Allien und Monika Kruse sind zwar ebenfalls aufgelistet, aber eher auf den hinteren Plätzen. "Weibliche DJs haben es schwerer, sich auf dem Markt durchzusetzen, weil ihnen weniger Kompetenz zugetraut wird", sagt Kühnreich. Dabei sollten ihrer Meinung nach vor allem in dieser Party-Szene Geschlechter überhaupt keine Rolle spielen. Mann oder Frau, Banker oder Lehrling, Teenager oder über 50-Jährige: Alle geben sich gleichermaßen auf der Tanzfläche den treibenden Bässen hin. "Bei der Musik kann man sich die Seele freitanzen", sagt die DJane.
Wenn die 31-Jährige die Techno-Rhythmen auf sich einwirken lässt, kann sie abschalten. In ihren Sets, die sie live in Discos abmischt, hört man kaum Gesang. Ab und zu werden lediglich verzerrte Männerstimmen eingespielt. Isabell Kühnreich entscheidet sich bewusst für diesen wortkargen Stil. Denn im Gegensatz zum Alltag, der von Informationen und Nachrichten geradezu übersättigt ist, soll ihre Musik für sich stehen. Der Reiz liegt in dem monotonen Klang und einer gewissen Dramaturgie mit aufputschenden Höhen und beruhigenden Tiefen.
Das technische Wissen hat die Museumspädagogin von einem guten Freund namens Michael Martin gelernt. Als sie nach ihrem Studium in Jena nach Zwickau zurückgekehrt ist, wollte sie die elektronischen Musikszene auch in ihrer sächsischen Heimat etablieren. Mittlerweile gebe es etliche DJs, unter anderem im Kollektiv der Kunstplantage, die eigene Partys in der Stadt auf die Beine stellen.
DJane Fuxia hat sich auch außerhalb von Zwickau einen Namen gemacht. Vier Auftritte stehen allein im April an. Einer davon in einem neuen Club in Oelsnitz im Vogtland, ein anderer in Leipzig. Das bedeutet allerdings allerhand Nachtschichten. Die beste Zeit zum Auflegen ist für einen DJ zwischen 1 und 4 Uhr nachts, wenn die meisten Party-Leute unterwegs sind. Unbekannte DJs werden gern ab 22 Uhr zum Aufwärmen eingesetzt. Da Techno-Fans häufig bis zum Morgen durchfeiern, ist Kühnreich auch schon von 7 bis 9 Uhr hinter das DJ-Pult getreten. "Da schlafe ich aber vorher", sagt sie. Denn im Gegensatz zu vielen Feiernden hält sie sich von Wachmachern, Alkohol oder Drogen fern. Wenn die Nadel auf die Schallplatte aufsetzt, will sie ganz Herrin ihrer Sinne sein. Denn eins muss eine DJane drauf haben: den geschmeidigen Übergang von einem Song zum nächsten.
DJane Fuxia legt am 7. April im Club Trafo in Oelsnitz/Vogtland, am 11. April im Mocc Klub in Zwickau, am 21. April im Club Battlezone in Zwickau und am 29. April im Emotive Value bei Radio Blau in Leipzig auf.
www.facebook.com/fuxiamusic
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