Thursday 7 April 2016

Häusliche Gewalt nimmt zu

Im Landkreis Zwickau gibt es mehr Übergriffe in Familien und Partnerschaften. Der Andrang in Frauenschutzhäusern steigt. Dort sinkt jedoch die Anzahl der Plätz

Zwickau. Bis zu ihrer Therapeutin sind es nur wenige Minuten zu Fuß durch die Zwickauer Innenstadt. Auf dem Weg dorthin wird Sabine Berg* plötzlich am Arm festgehalten. Es ist ihr Ex-Freund, der die 53-Jährige mitten am Tag bedrängt, auf sie einredet und an den Haaren zieht. Er versucht, sie zu küssen. Sie will sich losreißen. "Ich bringe dich um, ich schwör's dir", habe er gesagt. Irgendwann lässt er von ihr ab.


Die Beziehung zwischen den beiden ging 2007 in die Brüche. Die gemeinsame Tochter blieb bei der Mutter. Nachdem jahrelang kein Kontakt zu dem Vater bestand, schickte er Sabine Berg plötzlich wieder Nachrichten wie "Du kannst niemanden finden, der dich wie ich liebt" und "Ich will dich für immer haben. Du hast draußen nichts zu suchen". Als sie ihm kurz darauf auf der Straße begegnet, eskaliert die Situation. Verängstigt berichtet sie ihrer Therapeutin von dem Vorfall. Kurze Zeit später geht sie zur Polizei. Jetzt landete der Fall vor Gericht - der Ex-Freund saß dabei auf der Anklagebank und grinste.

Die Formen von Gewalt, die ein Mensch einem anderen antun kann, sind sehr vielschichtig. Petra Mrasek, Vorsitzende des Vereins Wildwasser Zwickauer Land, beschäftigt sich mit Frauen, die psychische, körperliche, sexuelle, soziale, verbale und ökonomische Gewalt erlebt haben. "Die Betroffenen neigen dazu, solche Vorfälle zu bagatellisieren", sagt Mrasek. Eine Beratungsstelle aufzusuchen, sei häufig ein großer Schritt. Oft ist die Sorge um die Kinder der Auslöser dafür, sich schließlich jemandem anzuvertrauen.

Die Fälle von Gewalttaten, die in Familien und Partnerschaften geschehen, steigen. Allein in Zwickau hat sich die Anzahl von häuslicher Gewalt von 2013 bis 2015 fast verdreifacht. Anett Münster, Sprecherin der Polizeidirektion Zwickau, weist jedoch darauf hin, dass sich im vergangenen Jahr die Erfassungsmethode in der Datenbank der Polizei verändert hat. Dadurch sei der starke Anstieg der Fallzahlen zum Teil zu erklären. Petra Mrasek, die auch für die Linke im Kreistag sitzt, ergänzt, dass auch die Polizisten und viele Mitmenschen für das Thema sensibler geworden sind. Oft alarmieren die Nachbarn die Polizei, wenn sie Auseinandersetzungen bemerken. Damit ist auch der Andrang in den Frauenschutzhäusern gestiegen. Mrasek berichtet, dass sie im vergangenen Jahr mehrmals eine Betroffene an eine andere Einrichtung verweisen musste, weil bei ihr alle Plätze belegt waren. Zudem haben 2015 etwa 280 Frauen und zehn Männer Beratung bei den drei Mitarbeiterinnen des Vereins gesucht. Die Linke-Landtagsabgeordnete Sarah Buddeberg fordert nun, dass im Haushalt 2017 mehr Geld für den Frauenschutz ausgegeben wird.
Sabine Bergs Ex-Freund stritt indes vor Gericht die Tat ab. Er lächelte, als sein Verteidiger für einen Freispruch plädierte. Für den Richter waren Bergs Aussagen jedoch glaubhaft. 480 Euro muss der 62-Jährige nun Strafe zahlen.
*Name von der Redaktion geändert.

2 comments:

  1. "Männliche Gewalt" scheint, obwohl es doch so lange ein Saure-Gurken-Thema war, ja ein steiles Comeback zu erleben, nachdem man es nach Silvester als politisch korrekte Ursache für eher ungern thematisierte Mißstände wiederentdeckt hat. Davon gibts bestimmt bald noch mehr zu hören ...

    Gruß
    Tommi

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  2. Schriftliche Gewalt nimmt anscheinend auch zu, wenn man manche FP-Artikel von heute so betrachtet. Sehr, sehr schlechte Arbeit auf DDR-Niveau!

    Gruß
    Tommi

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