Wednesday, 6 November 2013

Syrischer Student kann sein Studium in Deutschland nicht finanzieren



Abdul Masih Hadaya lebt seit vier Jahren in Deutschland. Da seine Eltern vor dem syrischen Bürgerkrieg fliehen mussten, können sie ihm das Studium nicht länger bezahlen. Unterstützung vom deutschen Staat bekommt er bis jetzt nicht. Darum muss Abdul sein Studium in Chemnitz vielleicht abbrechen. 
 
Abdul Hadaya Masih; Foto: Privat
Abdul bedeutet auf Arabisch Diener. Und Masih bedeutet Messias. Hadaya steht für die Zeit, die man auf dem richtigen Weg verbringt. Abdul Masih Hadaya kommt aus Syrien. Ob er sich im Moment auf dem richtigen Weg befindet, kann er aber nicht sagen. Seit vier Jahren lebt der syrische Student in Deutschland. „Ich finde es immer noch gut, wenn ich korrigiert werde“, sagt Abdul. Von Anfang an war er sehr ehrgeizig Deutsch zu lernen. Wenn er spricht, kann man keinen Akzent mehr hören. Auch seine blauen Augen, die aus den schwarzen Locken und dem dunklen Bart hervorstechen, verraten seine Herkunft nicht.
Der 23-Jährige wollte nach der Schule unbedingt ins Ausland. In Deutschland wurde der Studiengang Drucktechnik angeboten, der ihn damals noch interessierte. Zunächst musste Abdul einen Deutschkurs besuchen. Er lebte in einige Monate in Zittau, Dortmund, Bottrop und Wuppertal. In Wilhelmshafen begann er dann Medizintechnik zu studieren.
„In meinem Studiengang war ich der einzige Ausländer. Da habe ich mich ausgeschlossen gefühlt“, berichtet Abdul. Zum Wintersemester 2011 wechselte er an die TU Chemnitz. Jetzt studiert er schon im 5. Semester den Bachelor in Medizintechnik. Damit ist Abdul einer von elf syrischen Studenten, die derzeit in Chemnitz leben. Wie lange er dort noch studieren kann, darüber zerbricht sich der junge Syrer gerade den Kopf. Als sich der syrische Bürgerkrieg in diesem Jahr zuspitze, mussten Abduls Eltern nach Schweden fliehen. Das Studium ihres Sohnes können sie jetzt nicht länger finanzieren. Nun steht Abdul auf eigenen Füßen.
Mit seinem Problem hat Abdul die Ausländerbehörde in Chemnitz aufgesucht. „Die haben mich nur gefragt, warum ich nicht arbeite und warum meine Eltern nicht für mich zahlen“, erzählt Abdul. Ausländischen Studierenden wird es erlaubt, 120 Tage im Jahr in Deutschland zu arbeiten. „Ich möchte neben dem Studium arbeiten“, erklärt Abdul. Auch seinen Eltern in Schweden würde er gern Geld überweisen. Wenn er seinen ganzen Lebensunterhalt selbst verdienen müsste, bezweifelt Abdul, ob er sein Studium schaffen könne. Eine staatliche Ausbildungsförderung, also Bafög, oder einen Studienkredit bekommt er bis jetzt nicht.
„Prinzipiell gibt es keine Möglichkeit für ausländische Studierende, die sich zum Zweck des Studiums in Deutschland aufhalten, finanzielle Förderung zu beantragen“, sagt Marko Rosteck, Pressesprecher der Stadt Chemnitz. Die Sicherung des Lebensunterhaltes aus eigenen Mitteln sei eine Voraussetzung für eine Aufenthaltserlaubnis zum Studium. Das bedeutet, dass die Studierenden den Bafög-Mindestsatz von 659€ im Monat zur Verfügung haben müssen.
Abdul als Kind in Syrien; Foto: Privat
Abdul ist längst kein Einzelfall. Dass viele syrischen Studierenden das gleiche Problem haben ihr Studium zu finanzieren, ist der Bundesregierung bekannt. „Vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges in Syrien geraten syrische Studierende mit einer Aufenthaltserlaubnis nach Paragraf 16 Aufenthaltsgesetz teilweise in finanzielle Schwierigkeiten, weil die bisherige Unterstützung aus ihrer Heimat schwächer wird oder ganz ausbleibt“, heißt es in einem Bericht des Bundesministeriums des Innern (BMI). Deshalb gesteht die Bundesregierung ihnen eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen zu.
Die gesonderte Aufenthaltserlaubnis nach Paragraf 23 kann bei Bürgerkriegsflüchtlingen erteilt werden. „Der Vollzug dieser Aufnahmen fällt in die Zuständigkeit der Länder“, sagt Jenny Krüger, Sprecherin des BMI. Das Gesetz ermöglicht es bedürftigen Studierenden Bafög zu beantragen. Sie erhalten dann wie üblich zur Hälfte einen finanzielle Zuschuss und zur Hälfte ein zinsfreies Staatsdarlehen. Das Darlehen muss nach dem Studium zurückgezahlt werden. Damit wäre Abduls Problem eigentlich gelöst.
Das Gesetz kann aber nur geltend gemacht werden, wenn ein syrischer Student in dem jeweiligen Bundesland nachweist, dass die bisherige Finanzierung tatsächlich weggebrochen ist. In Abduls Fall sind die Eltern zwar nach Schweden geflohen, allerdings hatte er sie nicht für die Finanzierung seines Unterhalts bei der Einreise angegeben. Um für Deutschland ein Visum zu bekommen, musste Abdul eine finanzielle Absicherung nachweisen. „Ich hatte keine 8.000 Euro auf meinem Konto. Darum hat ein Freund der Familie, der schon in Deutschland gewohnt hat, für mich gebürgt“, berichtet Abdul. Genau dieser Freund der Familie, der sich für Abduls Absicherung verpflichtet hatte, müsste jetzt für ihn aufkommen. Da der Bekannte in Deutschland lebt, ist er von den Geschehnissen in Syrien nicht direkt betroffen. Abdul will aber auf keinen Fall den Freund der Familie um Geld bitten.
Die Zwickmühle ist perfekt. Denn wenn Abdul der Behörde jetzt mitteilt, dass sein Bekannter nicht für seinen Unterhalt sorgt, um eine Aufenthaltsgenehmigung aus humanitären Gründen zu beantragen, muss das gesamte Visum überprüft werden. Dabei läuft er Gefahr, die Aufenthaltsgenehmigung komplett zu verlieren.
Seit einer Woche wohnt Abdul in einer günstigeren Wohngemeinschaft in Bernsdorf. Doch noch immer plagen ihn die gleichen Sorgen. „Ich habe dem Amt auch vorgeschlagen, dass ich das gesamte Bafög nach meinem Studium zurückzahle“, sagt er. Abdul hofft darauf, mit seinem Abschluss in Medizintechnik eine gute Stelle in einem Krankenhaus oder in der Industrie zu finden.
Abdul in Deutschland; Foto: Privat
Der 23-Jährige überlegt jetzt sogar, ob er Asyl in Schweden beantragen soll, um näher bei seinen Eltern zu sein und sein Studium ohne Geldsorgen beenden zu können. Kontakt zu den schwedischen Universitäten hat er bereits aufgenommen. Den Studienort zu wechseln, ist aber gar nicht so einfach.
Die Familie Hayada gehört zu den katholischen Aramäern, die man auch syrische Christen nennt. In Aleppo, seiner Heimatstadt, besuchte Abdul eine christliche Grundschule. Seine Religion war damals nie ein Problem für ihn. Er hatte muslimische Freunde genauso wie christliche. Seiner Familie ging es gut, sagt er. Sein Vater arbeitete als Architekt in Aleppo. In vier Jahren hat er seine Eltern dreimal gesehen. Weihnachten und Silvester hat er immer in Deutschland verbracht.
Seit Ende August gibt es in Aleppo kein Internet mehr. Daher bekommt Abdul weniger Informationen darüber, was in der Stadt passiert. „Die Hälfte meiner Freunde sind geflohen“, erzählt er. „Vor dem Krieg haben wir gut gelebt. Wir hatten gute Arbeit und die Wirtschaft hat sich Jahr für Jahr verbessert“, berichtet Abdul. Beide Seiten, die Regierung und die Rebellen, seien daran schuld, dass das Land um 200 Jahre in seiner Entwicklung zurückgefallen ist. Er denkt, dass die Medien in Syrien und im Ausland den Krieg immer weiter aufheizen.
Abdul ist froh, dass er in Chemnitz leben kann. Die meisten Freunde, die er in der Stadt hat, sind Erasmus-Studenten. „Ich kenne Leute in jedem europäischen Land“, erzählt er stolz. Jedes Jahr kommen neue ausländische Studierenden, die Abdul durch seine aufgeschlossene Art schnell kennen lernt. Nun wartet Abdul ab. Er hofft, dass er noch eine Lösung findet, um sein Studium an der TU Chemnitz zu beenden. Nach Syrien will er auf keinen Fall zurückgehen. Nach dem Studium in Deutschland bleiben, will er aber auch nicht. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ich näher bei meiner Familie sein kann“, gesteht Abdul. Er hat sich eine Frist gesetzt: Bis zum Frühjahr nächsten Jahres muss er genug Geld für das Studium in Chemnitz haben, sonst kann er nicht länger in Deutschland bleiben.

Wednesday, 28 August 2013

Hitchhiking in the Baltic States

Hitchhiking in Lithuania; Foto: T. Goldbecher
Hitchhiking is the perfect way of discovering the landscape of a country and its people at the same time. You don’t even need to plan your trip in detail because you often end up somewhere you didn’t expect to. Local people know the surroundings the best and will be able to take you to wonderful places apart from touristic hotspots. Many people like to help others and that’s true for all around world. This time we wanted to see how hitchhiking works in the Baltic States. 

Our starting point was south of Berlin in Germany and we wanted to reach Tallinn, the capital of Estonia, via hitchhiking within three weeks. On total that are at least 1,500 km to hitch if you stay on the highways. But we wanted to spend some time along the Baltic Sea coast. So our way got longer but we also discovered abandoned beaches and beautiful forests. We crossed Poland, Lithuania, Latvia and Estonia. Equipped with a backpack and camping gear we got ready for that journey.

Thumb up: We start our tour to Baltic States! 

1. Poland

To get out of big cities is in general quite difficult. Many cars are staying in the urban area and you have to walk for a long time to get to highways. So you are really better off taking a bus or train to the suburbs and to position yourself next to the main road of your destination. Even then, it might take some time until someone gives you a lift but with some patience you will make it. 

Petrol station in Poland; Foto: T. Goldbecher
It wasn’t hard to get our first lift to Berlin but we went a little bit too far on the wrong highway. Therefore we decided to take a train to Frankfurt Oder and to continue hitchhiking there. In Frankfurt Oder we crossed the city bridge over to Poland on foot. In Sublice, the polish city just next to Frankfurt, we had to walk for some kilometers until we found a bigger road out of the city that would lead us to highway number two. Our aim was to reach Poznan on that day. Just standing beside the road and holding up our thumb didn’t work really well. No one stopped for us to ask where we are going to. After one hour we decided to go to the next petrol station and to ask people where they were heading to. Finally, an employee of the petrol station helped getting a lift. He asked a truck driver to take us with him. That man didn’t speak English but somehow we still managed to communicate with each other. He was very friendly and he even called his colleagues to find someone else to take us to Warsaw. Still 200 km before Warsaw we were dropped off at another petrol station and again we asked people directly to give us a lift. Either they had no space for us or they didn’t speak English. When it was getting dark we decided to stay one night at a cheap hotel next to the petrol station. 

The next day we tried out a different strategy: We asked someone to tell us how to ask people if they are going to Warsaw in Polish. Polish people are going to laugh when they are reading that. The pronunciation of the sentence was something like: Tsche jedsche pan do Warsaweui? And that worked.
A lift from Poland to Lithuania; Foto: T. Goldbecher
We stayed in Warsaw for two days and then took a bus a little bit out of the city. There a young Polish man who spoke English very well gave us the longest lift of the whole trip. After 400 km and long conversations about immigration and the political structure in Poland we were in Lithuania and pitched our tent in a field next to Kaunas.

Tips for Poland:

Try to know a few words in Polish and don’t be afraid to ask people at petrol stations to give you a lift. Well, most importantly stay patient if it doesn’t work out right away.

2. Lithuania

From Kaunas we went to Plunge and visited the Zemaitijos National Park. It was easier to get a lift in Lithuania and we had a good map to find the exact road we wanted to take. Smaller roads often work better than big ones because people are not stressed to stop for you. Still, we waited about 20 minutes each time. After two days in the national park we hitched to the beach in Palanga. Sventoji is a smaller place just next to Palanga and a little bit less touristic. You will find very nice beaches over there and in August the water was warm enough to go swimming. A funny driver of a small bus helped us afterwards to cross the border to Latvia.

Tips for Lithuania:

Beach in Sventoji; Foto: T. Goldbecher
Be relaxed, someone is going to stop for you even though it takes some time. It is also good to change your place where you are hitchhiking once you have waited over 30 minutes and try it a little bit further on the way. Many people in Lithuania speak very good Russian and younger people speak English. Just be aware of that there might be a language barrier once you are in the car. Nevertheless, you will find a way of telling the person where you want to go to and you will be surprised how much you can say without speaking the same language.

 3. Latvia

This minibus driver who helped us cross the border between Lithuania and Latvia dropped us off in Liepāja, right in front of the tourist office. It was nice from him to teach us a few words in Latvian before we got out of his vehicle. The next lift turned out to be an unexpected one as it didn't happen on the road but in the « Boulangerie française » (French bakery) of Liepāja. After having indulged in a nice coffee at that place, we asked a man in his thirties if he had any idea about how we should get out of Liepaja on the road to Riga. A piece of cake! He was actually about to take his car and head to that direction. Then, he and his gilfriend dropped us off in Grobina 15 kilometers away from Liepaja. It seems to be like a short ride - and it actually is- but the most important is not how long the ride is but how it brings you in the direction you intend to follow.

On the way to Saulkrasti in Latvia; Foto: T. Goldbecher
After having been so lucky, we progressively got depressed. Hitchhiking is like that, an exaggeration of life. Bright and nightmarish days can succeed each other in a few hours. And so was Grobina, where we waited nearly two hours at a bus stop. It may have probably been our mistake to wait there. People may have thought: “Have they gone pricks to hitch here while a bus is to come?” So we walked a few hundred meters further, and it was successful. Two 30-year-old women stopped. We think that having left the bus stop area and from then on using a sign on which our destination was written may have helped us. Except thanks to a Christian cross hanging from the rear-view mirror in the car, we didn't learn anything about these two women as we didn't speak their language and vice versa.

And here we were, in Saldius, already planning our next destination by writing « Riga » on our sign. That was a good idea. A man noticed us at the petrol station and saw our sign. No need to ask, no need to beg: “Are you hitchhiking to Riga?” This man was quite astonishing as many other people from the Baltic States. He was above 40 years old and had only learned English in school. Yet, he could talk to us and we could understand each other.

However hard the Soviet occupation has been before 1991 (and particularly before Stalin died in 1953), we didn't feel that this man was resenting the Russians. And it was the same feeling we had with other Estonians and Lithuanians. A young couple who gave us a lift from Sigulda to Saulkrasti send their son to a Russian soccer team so he could learn Russian. Other Lithuanian and Estonian men over 50 years old told us there were as many problems now as there used to be in Soviet times, we didn't encounter any reproaches against the Russians.

Tips for Latvia: (but that could be applied to other countries) 

Hitch with a sign, people seem to be reassured to know accurately where you are heading to. It's good to talk to people, even in the streets; you can always be helped by chance as we were in Liepaja.

 4. Estonia

Kuressaare is the capital of Saaremaa; Foto: T. Goldbecher
We crossed the boarder between Latvia and Estonia thanks to a truck driver. Afterwards two Flemish guys under 30 years old gave us a lift and it was a really nice moment because they drove us along the coast from Pärnu to Virtsu. It was easy to talk to them as they could speak English and we had time to eat lunch together. We ate in a place that the Estonians call a Recreation area. Theses kinds of places are maintained by the State Forest Management Center (RMK) which provides hiking trails, prepares free camping sites and fire places in pristine places in the forest just by the sea. There's no camera over there to check if you are respecting the place, it's based on trust and it works pretty well.

Then, we took the ferry to the Saaremaa Island. It seemed to be easier to be given lifts over there than on the mainland. The spirit of islanders probably! We stayed three days there, were given ten lifts, went through Kuressaare, Leisi (pronunced “lazy” to make you feel better), Orisaare and so on. Among our 10 lifts, we won't forget one given by a French guy who had been living on the island for a few years. He showed us the former kolkhoz where you can behold blocks of soviet flats in the middle of nowhere, described us the post windmills and told us how it was possible to drive by car to the other small island northward. After spending time in such a friendly and relaxing place we headed to Tallinn. It was hard to leave the soothing quietude of Saaremaa. Tallinn was our last station of the trip. To go back to Berlin we spend enjoyable 26 hours in bus, hitchhiking is far better! 

Tips for Estonia:

Last stop: Tallinn; Foto: T. Goldbecher
Estonia has a beautiful and well preserved  nature. Don't just go straight to Tallinn. There are wonderful places along the coast where you can pitch your tent without hearing or seeing anyone else. It is worth it to stop there and to take a break from hitchhiking. Afterwards you will enjoy it even more. 

Maxime Orhon
Tanja Goldbecher

Monday, 26 August 2013

Couchsurfing in Mostar


Enis Karaga (le.) and a couchsurfer from Germany; Foto: T. Goldbecher

Who would guess that Borussia Dortmund's biggest fan is living in Mostar! Enis Karaga is not only mad for German football. He is also one of the most committed members of Couchsurfing. The young Bosnian joined the online community in February 2013 and he has already hosted over 45 people in his apartment in Mostar.
Enis speaks Bosnian, English and German. During the Bosnian War (1992 – 1995) the 24-year-old student went with his parents to Germany and got a very good understanding of German culture. He can tell you all about German TV shows, German rap music and what it is like to be a foreigner in that country. Now he is studying German language in Mostar and returns for summer jobs to Munich.  

Mostar is a very popular city for tourists. The Stari Most, Old Bridge in English, over the Neretva River is the biggest attraction. During the summer Enis is receiving couchrequests nearly every day. When it happens that he has accepted more surfer than he can actually host on his two couches his friends help him out.
Enis is proud to be Bosnian and he shares all of his cultural knowledge with his guests. He likes to talk about his personal philosophy and is full of energy. Couchsurfers can walk with him through the city, climb up the nearby mountain and get to taste his special pasta dish. He is not tired of repeating all of that every second day and is still eager to get to know his visitors. 

Enis with his couchsurfers at the Old Bridge, Foto: T. Goldbecher
“Enis is a great guy and crazy about CS! He was my first CS experience and I now feel like I will have more,” wrote a French girl about her stay with Enis on Couchsurfing. A Polish girl added: “I will never forget our sightseeing at night and drinking beer on the roof. I am REALLY glad that I made up my mind to stop in Mostar.”

If you plan to go to Mostar don’t forget to look up Enis on Couchsurfing and meet up with him for at least a cup of coffee. He will spice up your trip to Bosnia and you will learn a lot about the life of young people there. And don’t forget to bring a souvenir from BvB with you. That will give you one of the biggest smiles you have ever seen.  

Tuesday, 9 April 2013

Kinderglück im Osten



Nico Koppenhöle, Foto: T. Goldbecher

Die Zeit drängt. Ab August 2013 haben alle Eltern Anspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Ein- bis Dreijährigen. Viele Kommunen gehen schon jetzt vor möglichen Klagewellen in Deckung. Es fehlt an Personal und Geldern, die Kinderbetreuung zu finanzieren. „Es gibt noch viel zu tun“, sagte selbst Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Nur in Sachsen-Anhalt müssen sich Eltern keine Sorgen machen. Das Bundesland ist ein Spitzenreiter, wenn es um die Anzahl der Betreuungsplätze geht.

Die Kinderbetreuung war der Hauptgrund für seinen Rückzug in die Heimat, erzählt Nico Koppenhöle. Der gebürtige Dessauer hatte nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann fünf Jahre in Frankfurt gearbeitet. Zunächst verkaufte er Autos, später Kopierer. Als seine Frau Kerstin schwanger wurde, begann die Suche nach einem geeigneten Kindergarten. Jedoch konnten sie keine Ganztagsbetreuung finden. Da beide weiterhin arbeiten wollten, entschlossen sie sich trotz schlechter Arbeitsmarktaussichten in den Osten zurückzugehen.

Bundesweit werden ca. nur 28 Prozent der unter Dreijährigen in einem Kindergarten oder bei einer Tagesmutter betreut. In Sachsen-Anhalt sind es mit 57,5 Prozent doppelt so viele. Damit ist das mitteldeutsche Bundesland sogar auf Platz eins im bundesweiten Ländervergleich zur Betreuungsquote. Die wenigsten Plätze für Kleinkinder gibt es in Nordrhein-Westfalen.

„Ich habe immer gesagt, auch hier müssen Sachen verkauft werden“, berichtet Nico Koppenhöle über seinen Entschluss zurückzukehren und sich in Weißandt-Gölzau niederzulassen. Er hat die hellblonden Haare kurzgeschnitten, trägt ein weißes Hemd und Jeans. Seine blaue Krawatte legt er während des Gesprächs ab. Verkaufen hatte dem 34-Jährigen immer Spaß gemacht. Sehr schnell war er auch hier wieder im Automobilgeschäft. Die Abwrackprämie 2009 kam da sehr gelegen. Seine Frau Kerstin hat nach dem Mutterschutz ebenfalls sofort eine neue Stelle als Finanzbuchhalterin gefunden.

Selbst im Vergleich zu anderen ostdeutschen Bundesländern schneidet Sachsen-Anhalt sehr gut ab. Als die Region in der DDR zu einem bedeutenden Standort der Chemie- und Schwerindustrie wurde, baute die Regierung die Kinderbetreuung flächendeckend aus. Mittlerweile ist der Industriestandort verkümmert, aber das engmaschige Netz von Kindereinrichtungen ist weitgehend erhalten geblieben. Die Betreuungsplätze werden zum größten Teil von den Kommunen finanziert. Die Bundesrepublik und die Eltern ergänzen den Rest. Nur ein sehr geringer Anteil der Finanzierung geschieht über Freie Träger.

In der Region hat jedes zweite Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz. Jedoch wird auch der anhaltende Bevölkerungsrückgang diese Situation begünstigen. Hatte die Stadt Köthen 1985 noch um die 35.000 Einwohner, waren es 2012 nur noch 28.000. Dabei sind es vor allem junge Frauen zwischen 20 und 30, die ihre Heimat verlassen. Die Geburtenrate sinkt und für die übrigen Kinder bleibt mehr Platz zum spielen. Allein in Köthen gibt es elf Kindereinrichtungen. Außerdem fällt auf, dass es in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu den anderen Bundesländern nur sehr wenige Kinder mit einem Migrationshintergrund gibt.

„Die Region blutet aus“, sagt Nico Koppenhöle, der aber selbst nie die Verbindung zu seiner Heimat verloren hat. Seit seiner Studentenzeit engagiert er sich für die CDU. Als Mitglied in der Jungen Union hat er deren Beteiligung am jährlichen Rosenmontagsumzug organisiert. Mittlerweile verkauft Nico Koppenhöle keine Autos mehr, sondern arbeitet als Regionalgeschäftsführer der CDU für den Kreis Anhalt-Bitterfeld und Dessau-Roßlau. Außerdem ist er seit 2011 ein Mitglied bei den Keethner Spitzen.

Kerstin und Nico Koppenhöles Sohn ist mittlerweile vier Jahre alt und sie erwarten jetzt ihr zweites Kind. Von der Betreuung im Kindergarten halten beide Eltern sehr viel. Nur die in Sachsen-Anhalt seit 2004 praktizierte Bildung-Elementar, die die individuelle Entwicklung des Kindes fördern soll, sieht Nico Koppenhöle kritisch. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung, die die früh­kindlichen Bildungssysteme in der Bundesrepublik miteinander vergleicht, hat gezeigt, dass in Ostdeutschland zwar die Anzahl der Betreuungsplätze höher ist, in Westdeutschland jedoch die Qualität der Kinderbetreuung überzeuge. Das bestätigt ebenfalls eine langjährige Erzieherin aus der Region, die anonym bleiben will. Sie berichtet, dass vor allem die Einrichtungen in den ländlichen Gegenden in alten Strukturen verharren und wenig Raum zur Entwicklung neuer Konzepte bieten.

In Sachsen-Anhalt haben die meisten Erzieherinnen und Erzieher einen Fachschulabschluss. Allerdings hat das Bundesland auch den niedrigsten Anteil an Vollzeitbeschäftigten. Durch den Generationswechsel könnte schon bald ein Mangel an gutem Betreuungspersonal entstehen. Im Vergleich zu den westdeutschen Bundesländern werden hier nur wenige Kinder von einer Tagesmutter betreut.

Der Wunsch von Kerstin und Nico Koppenhöle weiterhin berufstätig zu sein und sich nicht nur der Kindererziehung zu widmen, stieß in ihrem Frankfurter Umfeld oft auf Unverständnis. Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern ist das jedoch der Normalfall.  In Sachsen-Anhalt befindet sich die Hälfte aller Mütter, die ein Kind unter drei Jahren haben, in einem Beschäftigungsverhältnis. Auffallend ist außerdem der hohe Anteil der Einjährigen, die täglich betreut werden. Viele Kinder bleiben sogar mehr als sieben Stunden in einer Kindestagestätte.

Die Koppenhöles sind froh, wieder in ihre Heimatregion zurückgekehrt zu sein. Beide haben sehr schnell eine Anstellung gefunden und hatten keine Probleme einen Ganztagsbetreuungsplatz für ihr Kind zu finden. Bis jetzt sind sie mit ihrer Entscheidung zum Rückzug jedoch eher ein Einzelfall..