Friday 5 January 2018

Prozess: Mann ließ KZ Auschwitz als Räucherhaus nachbauen

Ein Glauchauer Neonazi hat ein Foto seines "Weihnachtsschmucks" auf Facebook veröffentlicht. Es verherrlicht die Vernichtung von Millionen von Menschen. Deshalb stand er wegen Volksverhetzung vor Gericht.

Von Tanja Goldbecher

Glauchau/Hohenstein-E. Es ist kurz vor Heiligabend 2016, als ein Glauchauer das Foto seines "Weihnachtsschmucks" auf Facebook hochlädt. Über das Bild schreibt er: "So, da werden wir mal das Räucherhaus anfeuern." Zu sehen ist jedoch kein klassisches Miniaturhaus, sondern ein Modell des Konzentrationslagers Auschwitz. Der zynische Schriftzug "Arbeit macht frei" steht über dem mit LEDs erleuchteten Eingangstor.

Ein Facebook-Nutzer, der auf dieses Bild stieß, erstattete Anzeige. Deshalb musste sich der 32-Jährige gestern vor dem Amtsgericht in Hohenstein-Ernstthal wegen Volksverhetzung verantworten. Die Polizei hatte bei einer Hausdurchsuchung sogar zwei identische Modelle des KZ-Räucherhauses gefunden. Vor Gericht gab der Angeklagte zu, das Foto veröffentlicht zu haben. "Die Häuschen hat jemand für mich hergestellt", sagte der Mann. Wer das war, wollte er nicht verraten. Auf die Frage des Richters Manfred Weber, warum er das Foto ins Internet gestellt hat, erklärte der Angeklagte, er habe das Bild seinen Freunden zeigen wollen. "Meine Einstellung ist meine Einstellung. Die spielt aber hier keine Rolle", fügte er hinzu.

Auf seinem Facebook-Profil haben die Ermittler außerdem einen weiteren Beitrag entdeckt, den er dort weiterverbreitet hatte. Auf einer Fotomontage ist Adolf Hitler mit einer Silvesterrakete samt Hakenkreuz dargestellt - ein Neujahrsgruß des Angeklagten. Auch diese Tat, das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, gestand der Glauchauer vor Gericht. "Sonst achte ich immer darauf, dass keine Hakenkreuze irgendwo zu sehen sind. Das habe ich kurz nach Mitternacht übersehen", sagte er.

Der 32-Jährige ist der Justiz bereits seit Langem bekannt. Straftaten wie Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Körperverletzungen hat er in den vergangenen 17 Jahren immer wieder begangen. Der Glauchauer war zudem an den Meeraner Bahnhofs-Krawallen im Jahr 2015 gegen die ankommenden Flüchtlingsbusse beteiligt. Damals wurde er wegen des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.
Gestern stand der Mann nicht nur wegen Volksverhetzung, sondern auch wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Im März vergangenen Jahres geriet der Angeklagte bei einem nächtlichen Spaziergang mit seinem Rottweiler in einen Streit mit drei Studenten der Glauchauer Berufsakademie. Der Angeklagte schlug einem 21-Jährigen mit der Faust ins Gesicht. Dessen Kiefer wurde dabei gebrochen. Sein Kommilitone wurde in dem Gemenge ebenfalls zu Boden gerissen und erlitt eine Platzwunde. Der dritte Student ist von dem Hund leicht ins Bein gebissen worden. Auch diese Körperverletzungen gestand der Angeklagte.

Richter Weber verurteilte den 32-Jährigen insgesamt zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und sechs Monaten - ohne Bewährung. Zum Räucherhaus-Fall sagte er: "Sie haben sich über die Auschwitz-Überlebenden lustig gemacht und die erzgebirgische Volkskunst missbraucht. Das ist sehr übel." Der Angeklagte verzog keine Miene. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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