Tuesday 2 September 2014

Schäfer in Sachsen: Mit Leidenschaft, ohne Zukunft

Grüne Weiden, duftendes Heu und Seelenruhe scheinen wie die perfekte Idylle. Doch Schafehüten ist kein Traumjob. Geringer Verdienst und fehlender Nachwuchs bedrohen die Existenz der sächsischen Schäfer.

Uwe Keinert und seine Partnerin Branka Buck kümmern sich um die kleinen Lämmer. Foto: Tanja Goldbecher

Behutsam streicht er Otto über das weiße Maul. Der Ostfriesische Milchschafbock lugt zwischen den Holzstäben hervor. Sobald sich Uwe Keinert seinem Stall nähert, beginnt der Bock zu blöken. Es ist sechs Uhr am Morgen, Zeit für die erste Fütterung. Keinert verteilt Berge von Heu auf die Futterraufen der Schafe. Eine Schippe Kraftfutter veredelt die Mahlzeit. Otto schnauft, als er sein Maul in den trockenen Grashalmen vergräbt.

Sprachassistenz in Sachsen


Über den Sprachassistenten freuen sich nicht nur die Lehrer des Agricola-Gymnasiums in Glauchau. Vor allem die Schüler genießen den aufgepeppten Französischunterricht. 

Hugo Flotat-Talon hat ein Jahr lang Französisch unterrichtet. Fotos: Hugo Flotat-Talon

Alle Worte, die vor der Klasse über seine Lippen gehen, sind auf Französisch. Hugo Flotat-Talon redet über Deutschland und Frankreich, über die Annäherung nach dem Zweiten Weltkrieg und den Austausch, der noch immer gefördert wird. Verstehen die Schüler etwas nicht, schreibt der Franzose die Vokabel an die Tafel. Seit Oktober ist er ein Sprachassistent im Georgius-Agricola-Gymnasium in Glauchau.

Eine Hebamme kämpft um ihren Beruf


Die Geburtshilfe ist kaum noch rentabel. Das weiß auch die Politik. Nur verbessert hat sich nichts. Romy Leuteritz arbeitet trotzdem als freiberufliche Hebamme. Sie glaubt an die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit.  

Romy Leuteritz sagt, es sei ein Naturereignis, etwas Einmaliges, Gigantisches - die Geburt eines Menschen. Die Hebamme liebt es, schwangeren Frauen eine Vertraute und Stütze zu sein. Sie zweifelt jedoch, wie lange sie ihren Beruf noch ausüben kann. In den vergangenen zehn Jahren ist die Haftpflichtversicherung für Geburtshilfe von rund 450 Euro auf etwa 4240 Euro pro Jahr gestiegen. Im Juli steht die nächste Erhöhung auf dann 5090 Euro an.

Vegane Ernährung boomt

Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier. Nun entdeckt auch der Handel diese lukrative Zielgruppe und lässt das Geschäft weiter wachsen.

Zwei Scheiben Brot, eine Scheibe Käse dazwischen - fertig ist die kleine Mahlzeit für unterwegs. Es handelt sich aber nicht um löchrigen Tilsiter, mit dem Ute Hehn ihre Brote belegt, sondern um ein veganes Ersatzprodukt. "Es schmeckt schon anders als echter Käse", sagt die 31-Jährige. Für Ute Hehn ist das aber auch nicht wichtig: Seit zwei Jahren sind neben Fleisch auch Milch, Käse und Joghurt von ihrem Speiseplan verschwunden.

Teilen ist das neue Besitzen

Ob Kleider, Werkzeuge oder geerntetes Obst: Etwas zu tauschen oder zu verleihen liegt im Trend. Im Internet integrieren immer mehr Plattformen diese neue Konsumform in den Alltag der Nutzer.

Für vier Euro verkauft sie den gelben Fledermauspulli, die hellbraune Bluse würde sie gern tauschen. Daniela Traumüller ist seit drei Jahren bei der Online-Tauschbörse Kleiderkreisel aktiv. "Ich habe damals nach einer Alternative zu Ebay gesucht", sagt Traumüller. Sie ist 29 Jahre alt und arbeitet in Zwickau. Über 100 Kleider und Accessoires listet die allein erziehende Mutter in ihrem Profil auf.
Daniela Traumüller praktiziert eine Konsumform, die der amerikanische Wissenschaftler Martin Weitzman Sharing Economy nennt. Es geht um das systematische Ausleihen oder Tauschen von Gegenständen. Die Güter wechseln den Besitzer solange, wie sie zu gebrauchen sind. Der Motor für die Ökonomie des Teilens sind elektronische Plattformen und soziale Netzwerke. Der Wert von Besitz wird neu definiert.