Monday 29 August 2016

Kinderwunsch nicht aufgegeben: Bloggerin ist wieder schwanger (Teil 2)

Seit sechs Jahren hat eine Zwickauerin versucht, Mutter zu werden. Ihre erste Schwangerschaft endete tragisch. Nun scheint ihr Wunschtraum erfüllt zu werden. Von einem beschwerten Bauchgefühl. 

Von Tanja Goldbecher

Zwickau. Das gestreifte Trägertop zeichnet sich eng auf ihrem Körper ab. Rose* legt beide Hände auf ihren runden Bauch. Das Gefühl, ein zweites Leben in sich heranwachsen zu spüren, kennt sie bereits. Genau vor einem Jahr erlebte die junge Frau schon einmal diese innerliche Aufregung, dieses Glück. Ihren damaligen Sohn musste sie jedoch gleich nach der Geburt begraben. In wenigen Wochen wird sie wieder einen Kreißsaal betreten – mit der Angst, dass im letzten Moment wieder etwas schief gehen könnte.


Ich weiß, dass mir viele Menschen gerade Mut machen möchten, mir mitteilen möchten, dass sie fest daran glauben, dass diesmal endlich alles gut wird. Obwohl das sehr lieb gemeint ist, möchte ich es im Moment nicht hören, weil ich immer den Impuls habe zu antworten: Was weißt du schon?


Seit sechs Jahren versucht die Zwickauerin, ein Kind mit ihrem Mann zu bekommen – eine harte Probe
für die Beziehung. Ihre Geschichte kennen Tausende Menschen. Tippt man „Kinderkriegen ist nicht schwer“ ins Suchfeld eines Internetbrowsers ein, erscheint sofort der Blog der 33-Jährigen. Anfangs wollte sie lediglich mit all den Klischees über das Schwangerwerden aufräumen. Tipps, wie einfach mal im Urlaub zu entspannen, wollte sie endgültig als Küchenweisheit im Abfluss versenken. Später wurde das Schreiben zu einer Art Therapie, um mit ihrem Schicksal fertig zu werden. Rose erzählte ihren Lesern von Arztbesuchen und Hormonbehandlungen – aber auch vor allem davon, wie sie sich in dieser Zeit gefühlt hat. Welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen, wenn sie Schwangeren auf der Straße begegnete. Von der Ungerechtigkeit, die sie empfand, wenn sie Eltern sah, die ihre Kinder als lästiges Anhängsel behandelten. Ihre Leser begleiteten die Bloggerin auch zur künstlichen Befruchtung, die nicht sofort klappte. Viel Zeit verging, Rose schrieb sich ihr Leid immer weiter von der Seele. Als sie endlich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt, freuten sich Hunderte Menschen virtuell mit ihr. Sie ließen die Autorin auch nicht im Stich, als ihr Sohn erkrankte und noch im Mutterleib verstarb.

In diesem Jahr ist viel passiert. Ich habe etwas überlebt, von dem ich nie dachte, dass ich das kann. Ich weiß noch, wie ich früher oft dachte: „Oh Gott, also wenn mein Kind stirbt, dann will ich auch sterben!“

Rose brachte damals nicht nur die Kraft auf, zur Beerdigung ihres Sohnes bunte Luftballons in den Himmel steigen zu lassen. Kurze Zeit später ließ sie erneut eine befruchtete Eizelle in ihren Körper einsetzen. Es dauerte nicht lange, bis der Schwangerschaftstest positiv ausfiel. „Am Anfang habe ich mich gar nicht getraut, wirklich daran zu glauben“, sagt Rose. Babysachen wollte sie erst nach der Geburt kaufen. Viel zu hoch sei das Risiko gewesen, dass wieder etwas Schlimmes passieren könnte. Sie erlebte Monate voller Unruhe, wenn zum Beispiel plötzlich eine Blutung einsetzte. In den ersten Schwangerschaftswochen war ihr oft übel, mittlerweile ist dieses flaue Gefühl verebbt. Strampler und Lätzchen liegen jetzt im Kinderzimmer. Das Paar erwartet in wenigen Wochen ein Mädchen, alle Voruntersuchungen liefen gut.
Und was passiert mit dem Blog, wenn Rose bald ein Baby in ihren Armen hält? Das weiß sie noch nicht. Wahrscheinlich wird er enden. Ihre Einträge bleiben aber im Internet, ihre Geschichte ist festgehalten. Damit kann sie anderen Menschen immer wieder Kraft geben.

*Name von der Redaktion geändert.
 » www.kinderkriegenistnichtschwer. blogspot.de

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